Wo sich weiße Häuser und blaue Kuppeln am Hang verkrallen

Beim Inselhüpfen die Schönheiten der Kykladen-Inseln genießen/ Griechenlands Eilande bieten Kultur und Baden bis in den Oktober hinein
Irgendwann passiert es! Man träumt an der roten Verkehrsampel von kleinen, roten Kirchenkuppeln, hält die weißen Bettlaken auf der Wäscheleine für kubische Häuser am Hang und begrüßt den Nachbarn gedankenverloren mit kalimera. Dann wird es offenbar: man ist reif für die Insel.

Da hilft dann gegen das Fernweh auch kein Moussaka-Essen beim Griechen an der Ecke mehr. Die 169 bewohnten griechische Inseln locken mit ihren typischen Windmühlen, venezianischen Kastellen, Zypressenhainen und Orangenbäumen. Es hat sich seit dem vergangenen Jahr nichts verändert: Fischer flicken ihre Netze am Hafen, und Konstantinos hat in seiner Taverne schon seinen hauseigenen Landwein bereit gestellt.
Mehr als 3.000 Inseln gehören zu Griechenland. Die bekanntesten von ihnen sind längst von Pauschalreiseveranstaltern entdeckt. Doch alle Urlaube eines Menschenlebens reichen nicht aus, will man jeder Insel eine eigene Entdeckungsreise widmen. Da kommt dem Griechenland-Insel-Fan das Angebot des Inselhüpfens  bei verschiedenen Reiseanbietern gerade recht. Der Renner unter diesen Kombinationen ist der Besuch von bis zu sechs Kykladeninseln in zwei Wochen.

Bei den meisten Veranstalterrn stehen stehen Mykonos, Paros, Naxos und Santorin auf dem Hüpf-Programm, wobei Delos und Tinos auf eigene Faust angelaufen werden können. Andere Kombinationen gibt es auch für Patmos und Samos.
Kykladen leitet sich von dem griechischen Wort kyklos ab, was Kreis bedeutet. Wie ein Ring gruppieren sich die meisten Inseln um die heilige Insel Délos.

Der Besuch der Museumsinsel, auf der der Sage nach Apollo geboren wurde, gehört zu den Höhepunkten der Ägaisreise. Von Mykonos aus bringen Ausflugsbarken die Archäologiebegeisterten in einer halbstündigen Schaukelfahrt nach Delos. Für die 3,5 Quadratkilometer große Insel verbleiben dann rund drei Stunden Besichtigungszeit.

Allerdings fahren die Schiffe weder montags noch bei unruhiger See, so daß schon mancher Inselspringer Mykonos nach drei Tagen wieder verlassen hat, ohne die Löwenterrasse, Tempelreste und die fantastischen Bodenmosaike von Delos bewundert zu haben.
      
Mykonos gilt als Inbegriff des griechischen Inseltraums. Die Pauschalreisenden werden meistens in Stadtnähe untergebracht, so dass sie mit Muße durch die malerischen Gassen streifen, die kuriose vier-Kapellen-Kirche Paraportiani fotografieren, sich auf dem Windmühlenhügel kräftig durchpusten lassen und in einer der Tavernen in Klein-Venedig einen Metaxa degustieren können.

Am nächsten Vormittag sollte ein Besuch des Archäologischen Museums eingeplant werden, in dem ein hoher Krug aus dem siebten Jahrhundert v.Chr. mit Szenen aus dem Trojanischen Krieg fotografiert werden darf. Eine Linienbusfahrt nach Anó Mera mit seinen Rundumblick vom Klosterplatz offenbart, dass Mykonos tatsächlich 360 Kirchlein und Kapellen haben könnte. Ein Tipp für Gourmets: in der Ecktaverne unbedingt einen Teller mit (108!)gegrillten Sardinen bestellen.
Nach drei bis vier Tagen nimmt die Linienfähre Kurs auf Paros. Nur wenige denken beim Passieren der Felsen vor der Insel noch daran, dass sich hier vor einigen Jahren eines der schwersten Schiffsunglücke ereignete. Paros läßt sich gut auf Wanderwegen ohne offizielle Führung entdecken.

Einer der schönsten Spaziergänge führt vom herrlich gelegenen Lefkes aus auf der alten byzantinischen Straße an duftendem Oregano vorbei ins fast unberührte Prodromos. Abends sollte man in Naoussa bei einem Glas Paros-Wein den Sonnenuntergang genießen. In der Hauptstadt Parikia sind vor allem die venezianische Festung sowie die „hunderttorige“ Kirche Ekatontapilianí sehenswert.
Bei der kurzen Fahrt nach Naxos sieht man schon von weitem das „Portara“ genannte Säulenportal des einstigen Apollotempels.

Am Hafen mit Blick auf die terrassenförmig angelegte Altstadt reiht sich ein preisgünstiges Eßlokal an das andere. Auf der größten Kykladeninsel sollte man in einem der Büros an der Promenade eine Tagesfahrt ins Landesinnere buchen. Dabei sieht man die venezianischen Wohntürme, malerische Dörfer und Kapellen und natürlich die berühmte zehn Meter lange unfertige Statue des Dionysos, die beim Fischerort Apóllon noch so daliegt, wie sie der Künstler vor 2.600 Jahren verlassen hatte, als sich im Marmorblock Risse zeigten.
Die Vulkaninsel Santorin (heute Thera genannt) ist der Höhepunkt dessen, was man sich an griechischer Romantik vorstellen kann. Um 1.500 v. Chr. brachte ein starkes Erdbeben mit vulkanischem Ausbruch den runden Mittelteil der Insel zum Einsturz. Die Flutwelle erreichte auch Kreta und zerstörte die gesamte minoische Kultur. Der heutige Santorin-Besucher bestaunt die weißen Häuser der Hauptstadt Fira und ihrer Nachbargemeinden Firostefani und Imerovigli, die sich am Kraterrand mit Bilderbuchblick aufreihen und durch einen Wanderweg miteinander verbunden sind.

Der Inselhüpfer wird am Strand von Kamari untergebracht, mit guter Busverbindung zur Hauptstadt und Lärm des nahen Flughafens. Während man die Ausgrabungen von Akrotiri als archäologischer Laie getrost vergessen kann, sollte man von Kamari aus auf Serpentinen auf das 350 Meter hoch gelegene Archea Thira steigen, das vor rund hundert Jahren von einem deutschen Archäologen ausgegraben wurde und mit einmaligem Rundblick für den Wanderschweiß entschädigt.

Ein Muss auf Santorin ist natürlich der Sonnenuntergang von Oia: Abschluß des unvergeßlichen zweiwöchigen Island-Hoppings.           

Ilsemarie Straub-Klein

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